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Zuger CSP will «ihren» Stadtratssitz erst 2026 zurück

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Die CSP ist in ein Underdog. Immerhin einer, der sich seit 20 Jahren tapfer im hält. Das ändert sich im kommenden Jahr mit Vroni Straub-Müllers Rücktritt. Denn: Die Partei stellt keinen Kandidaten für die Exekutive auf. Dies aus Rücksicht. Dennoch schmiedet die Zwergpartei schon Pläne.

Die Zuger CSP ist eine einzigartige Erscheinung. Sie ist die «niedlichste» Partei im Kanton und zugleich – gerade in der Stadt Zug – vermutlich die am meisten unterschätzte. Zwar hat sie bloss zwei Sitze im Grossen Gemeinderat (GGR) inne. Dennoch hält sie sich seit 20 Jahren wacker in der städtischen Exekutive. Dies von 2003 bis 2014 mit Andreas Bossard, danach übernahm das Amt.

Nur: Straub-Müller tritt Ende Jahr zurück. «Zwölf Jahre waren für mich gut. Diese Limite hatte ich mir von Anfang an als persönliche Amtszeitbeschränkung gegeben.» Sie ergänzt: «Ausser, ich wäre Stadtpräsidentin geworden. In diesem Amt hätte ich sicher zwei Legislaturen gemacht.» Was Straub-Müller politisch erreicht hat, ist beachtlich.

Straub-Müllers müheloser Politaufstieg

Mühelos wurde sie 2007 auf Anhieb sowohl in den GGR als auch in den Kantonsrat gewählt. Nur eine Legislatur später gelang ihr der Sprung in die städtische Exekutive, in welcher sie sich bis heute souverän hält. Einzig das Rennen ums 2018 verlor sie an FDP-Mann Karl Kobelt – der nach vier Jahren bereits wieder abtritt (zentralplus berichtete).

Die CSP wird ihren Stadtratssitz nicht verteidigen; «warum nicht», fragen wir die Stadträtin: «Wir sind seit 20 Jahren ununterbrochen im Stadtrat vertreten und haben daher beschlossen, dass in der kommenden Legislatur unsere Bündnispartnerin, die Alternative-die Grünen (ALG), an der Reihe ist.» Nur: Diese hat dieses Jahr gemeinsam mit der SP eine Abmachung getroffen: Für das Stadtratsamt kandidiert nun die Sozialdemokratin , für den Regierungsrat ALG-Frau Tabea Zimmermann.

Der Mann für die Wahlen 2026 ist quasi gesetzt

Vroni Straub-Müller dazu: «Weil es nicht unsere Bündnispartner sind, die heuer die Chance erhalten, haben wir angekündigt, dass wir in vier Jahren sicher für den Stadtrat kandidieren werden.» Bereits jetzt hat die Partei ihr Augenmerk auf einen bestimmten Mann gerichtet: «Mit Martin Iten haben wir jemanden in unseren Reihen, der die Stadt sehr gut kennt, hier aufgewachsen und verankert ist und der auch im bürgerlichen Lager Gehör findet.»

«Man hat uns schon mehrmals den Untergang prophezeit.»

Vroni Straub-Müller, Zuger CSP-Stadträtin

Straub-Müller weiter: «Gerne hätten wir Martin Iten schon bei diesen portiert, tun es aber aus Rücksicht auf die linke Strategie nicht. Auch wenn ich der Ansicht bin, dass die Linken in der Stadt einen genug grossen Wähleranteil hätten für zwei Sitze.»

Straub-Müller und Mathers-Schregenberger – die zwei Gesichter der Partei

Noch ist Martin Iten nicht allen Zugern ein Begriff. Kein Wunder, sitzt er doch erst seit letztem Jahr im GGR. Tatsächlich wurde die CSP lange insbesondere mit zwei Namen in Verbindung gebracht: Zum einen mit -Schregenberger, die Ende des letzten Jahres als Gemeinderätin zurücktrat. Dies nach 23 Jahren, respektive knapp sechs Legislaturen.

Noch stärker jedoch gilt Vroni Straub-Müller als Aushängeschild der Partei. Gibt es überhaupt eine Zuger CSP ohne sie, mag man sich fragen. Sie selber sagt dazu trocken: «Man hat uns schon mehrmals den Untergang prophezeit.» Doch tatsächlich habe sich die CSP intern Gedanken dazu gemacht, wohin die Reise der Partei führe, «wenn d’Vroni nümme isch».

CSP-Mitglieder möchten nicht zur Mitte gehören

«Wir haben uns überlegt, ob wir wieder unter das Dach der Mitte möchten, aus der wir ja ursprünglich stammen. Oder aber, ob wir uns als Ortsgruppe zur ALG gesellen», so die Stadträtin. «Die Mitglieder haben sich jedoch sehr klar dafür ausgesprochen, dass wir den bisherigen Weg weitergehen. Dies im Wissen, dass wir eine kleine Partei sind, die nicht jede Vernehmlassung mitmachen kann. Doch wollen wir unsere Stimme für jene Themen behalten, die uns wichtig sind.»

Es sei trotz solcher Grundsatzdiskussionen ein Trugschluss zu glauben, dass die Partei in der Krise stecke, betont Straub-Müller. «Zwei von uns kandidieren bei den kommenden Wahlen für den Kantonsrat, ganze sieben für den Grossen Gemeinderat. Darunter sind einige Junge, was mir sehr wichtig ist.»

Die Kandidierenden der CSP für den Kantons- und den Grossen Gemeinderat. Von links nach recht: Johannes Hegglin, Maria Meier, Christoph Walser, Marco Knobel, Vroni Straub-Müller, Martin Iten, Michael Fässler, Ante Busic. Auf dem Foto fehlt: Gregor Hofer.

Und wie steht es um das C? Das christliche C, das die CVP dazu bewog, sich selbst den Garaus zu machen, um als Mitte zu auferstehen? Wird ebendieses C von der Partei als Ballast wahrgenommen? «Nein», sagt Straub-Müller, «wir werten dieses nicht als katholisches C, sondern eher als Inbegriff für kulturelle, christliche, soziale Werte und Humanismus.» Klar gebe es Vorurteile, doch «kommt man mit uns ins Gespräch, merkt man sofort, dass es bei uns nicht um fundamental-religiöse katholische Werte geht».

Eine schmerzliche, aber positive Abspaltung

Eine Einschätzung zu den Veränderungen bei den Christlich-Sozialen gibt uns das «Urgestein der Partei» gleich selber. Die CSP gibt es in Zug erst seit 1998. Monika Mathers-Schregenberger, die damals bereits politisch aktiv war, beginnt zu erzählen: «Wir entstanden ja durch eine Abspaltung. Und Abspaltungen sind grundsätzlich immer schmerzhaft.»

Monika Mathers-Schregenberger hat das Polit-Bewusstsein quasi mit der Muttermilch aufgenommen.

Tatsächlich war die CSP bis Ende der 1990er-Jahre beim linken Flügel der CVP angesiedelt. «Die CVP plante damals eine Listenverbindung mit der SVP. Wir beschlossen daraufhin, unsere eigene Stadtratsliste um den Kandidaten Andreas Bossard zu lancieren. Obwohl uns der damalige Parteipräsident zunächst versicherte, dass das in Ordnung sei und wir nach den Wahlen wieder zur Fraktion zurückkehren könnten, wurden wir wenige Wochen darauf aus der Partei geworfen», sagt Mathers-Schregenberger.

Anfangs auf wackligen Beinen – wortwörtlich

Die CSP begann auf eigenen Beinen zu stehen, auch wenn diese manchmal etwas wacklig waren. «Viele unserer Mitglieder waren bereits älter und kamen mit dem Gehstock zur GV. Aber sie waren umso aktivere Mitdenker», so Mathers-Schregenberger. «An den GV wurde der Vorstand stets gefordert, was super war.» Und weiter: «Durch den Rauswurf aus der CVP konnten wir uns klarer positionieren. Das hat uns gutgetan.»

«Ich bin wahnsinnig positiv überrascht von Martin Iten.»

Monika Mathers-Schregenberger, langjährige CSP-Gemeinderätin

Trotz Problemen beim Akquirieren jüngerer Generationen wuchs das Selbstbewusstsein der Partei. «Dies insbesondere wegen unseres Erfolgs im Stadtrat. Aber auch von aussen wurden wir immer stärker anerkannt.»

Dass bei den kommenden Wahlen gleich mehrere jüngere Kandidaten ins Rennen steigen, freut Mathers-Schregenberger sehr. Auch ist sie von Martin Iten als künftigem Stadtratskandidat überzeugt: «Ich bin wahnsinnig positiv überrascht von ihm. Dass wir heute so viele Junge in der Partei haben, ist massgeblich ihm zu verdanken. Auch ist er ein guter Brückenbauer.»

Mathers-Schregenberger sieht der Zukunft entspannt entgegen

Dass Iten heuer noch nicht fürs Stadtratsamt kandidiert und die CSP damit den Sitz quasi verschenkt, findet Mathers-Schregenberger nicht tragisch: «Dass es mal ein Loch gibt, finde ich überhaupt nicht problematisch. Mir ist es genauso wichtig, dass wir in der Legislative gut arbeiten.»

Und wenn auch das nicht klappt? Janu. «Parteien kommen und gehen. Das ist nicht das Ende der Welt. Wichtig ist, dass die Idee bleibt.» Mathers-Schregenberger denkt kurz nach, sagt: «Aber ich habe schon Freude an der CSP. Wir sind eben doch nicht ganz auf der Linie der Alternativen, haben andere Gedanken, sind vielleicht etwas weniger orthodox. Ich finde es ausserdem schön, in einer solch kleinen Partei zu arbeiten.»

Wird das C auch für die CSP zum Problem?

Der Politologe Iwan Rickenbacher erklärt zur Situation in Zug: «Das Besondere bei der Zuger CSP ist, dass sie nicht der Mitte angegliedert ist wie bei anderen Sektionen üblich, sondern der Alternative – die Grünen.» Er gibt zu bedenken, dass die Mitte in Zug tendenziell bürgerlicher ist als auf nationaler Ebene.

Für die CVP wurde das C irgendwann zum pièce de résistance. Ob das auch der CSP einst passieren könnte? Der Politologe sagt: «Das ist eine schwierige Frage. Die Mitte muss sich nächstes Jahr bei den Wahlen gesamtschweizerisch erstmals bewähren. Und es gab doch einige Leute bei der CVP, die den Verzicht aufs C nur ungern in Kauf nahmen.»

«Sobald man das Feld freigibt, wird es schwierig, dieses zurückzuerobern.»

Iwan Rickenbacher, Politologe

Ob die CSP dadurch kurzfristig Zulauf bekäme, sei schwierig zu sagen. «Auf längere Frist könnte es jedoch sein, dass die Partei bei Menschen beliebt wird, die sich etwa vor einem Verlust christlicher Werte fürchten und die deshalb eine christliche Ausrichtung suchen.»

Iwan Rickenbacher äussert sich zur CSP im .

Die Entscheidung der Zuger CSP, den Parteisitz im Stadtrat aufzugeben, erachtet Rickenbacher als kritisch: «Sobald man das Feld freigibt, wird es schwierig, dieses zurückzuerobern.» Weiter gibt er zu bedenken, dass in der , speziell in der Exekutive, Persönlichkeiten eine wichtige Rolle spielen. «Leute wählen Leute, die Anbindung an eine bestimmte Partei wird immer unwichtiger.»

Straub-Müller will der Politbühne erhalten bleiben

«CSP ohni Vroni», darüber muss sich die Zwergpartei übrigens noch nicht allzu sehr sorgen. Vroni Straub-Müller will nämlich im Herbst zurück in den Kantonsrat. Ihren dortigen Sitz hatte die Stadträtin im August 2019 aufgrund von Zeitmangel aufgegeben. «Doch ich habe nach wie vor Lust auf Politik. Ausserdem habe ich Lust, meine Erfahrung an jüngere Generationen weiterzugeben.»

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Vroni Straub-Müller
  • Telefongespräch mit Iwan Rickenbacher
  • Telefongespräch mit Monika Mathers-Schregenberger
  • Website der
  • Medienmitteilung zur GGR- und KR-Wahlnomination der CSP Zug
Weitere Quellen
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